DER DORN

50´00´´, D, Spielfilm

STRAFE . DER DORN (Episode 3) – 2022

FESTIVALS
PREMIERE CANNES SERIES 2022
FILMFEST MÜNCHEN

— ZUM STREAM —

Selbst wer nicht die Geschichten des auf juristische Fragen spezialisierten Autors Ferdinand von Schirach liest, kommt um diese kaum herum. Praktisch jedes Jahr gibt es irgendwo eine Adaption als Film oder Serie, alternativ arbeitet er an den Drehbüchern mit. Dabei soll das Publikum meist ein wenig gefordert werden und Stellung beziehen zu ganz grundsätzlichen Problemstellungen. In Feinde wurde beispielsweise über Folter bei der Verbrechensbekämpfung diskutiert. Gott befasste sich mit medizinisch unterstütztem Selbstmord. Von den Texten von Schirachs mag man halten, was man will. Stoff für ausgiebige Streitgespräche ist zumindest immer reichlich vorhanden. Bei Strafe gilt das aber nur bedingt. Zwar wird die sechsteilige Serie mal wieder als zum Nachdenken anregende Angelegenheit um Gerechtigkeit und die Unterscheidung zwischen richtig und falsch verkauft. Das stimmt aber nicht wirklich.

GERECHTIGKEIT ALS RANDNOTIZ

Nur bei drei der sechs voneinander unabhängigen Folgen spielt der Aspekt überhaupt eine Rolle. Bei dem von Helene Hegemann (Axolotl Overkill) inszenierten Subotnik muss eine Anwältin einen Mann verteidigen, dem Menschenhandel, Zwangsprostitution und andere Abscheulichkeiten vorgeworfen werden. Damit ist mal wieder die Frage verbunden, ob es moralisch richtig ist, für die Freilassung eines Menschen zu kämpfen, bei dem klar ist, dass er schuldig ist. In Die Schöffin von Mia Spengler (Back for Good) lässt eine eben solche ihren Gefühlen freien Lauf, weshalb sie als nicht unvoreingenommen aussortiert wird. Der erste Fall von Strafe hat dem Thema aber nichts hinzuzufügen, das man nicht schon oft genug gehört hat. Beim Zweiten könnte man höchstens darüber diskutieren, ob emotional betroffene Menschen „unfair“ urteilen. Nur wird dieser Aspekt so kurz abgehandelt, während es sonst in den 50 Minuten um das Privatleben der Schöffin geht, dass das als Grundlage verlorengeht.

Das gilt auch für Das Seehaus von Patrick Vollrath (7500). Ganz zum Schluss wird darin ebenfalls ein juristisch interessanter Aspekt ausgegraben, der völlig dem eigenen Gerechtigkeitsempfinden zuwiderläuft. Mit der Geschichte um einen Außenseiter, der sich in seiner Ruhe gestört fühlt, hat dies aber gar nichts zu tun. Auch eine späte Information kommt aus dem Nichts und bleibt für die Handlung ohne Konsequenz, so als stamme sie aus einem ganz anderen Film und wäre nur versehentlich hierein geschnitten worden. Dennoch ist die Folge sehenswerter als die ersten beiden von Strafe, und sei es für Olli Dittrich, der den wütenden Einsiedler spielt. Eine weitere Folge, die von dem Hauptdarsteller geprägt ist, ist Der Dorn von Hüseyin Tabak (Gipsy Queen). Darin spielt Hans Löw einen Museumswärter, der bei der Arbeit vergessen wurde und langsam wahnsinnig wird – horrorartige Visionen inklusive.

 

Crew

Buch: Hüseyin Tabak
nach einer Kurzgeschichte von
Ferdinand von Schirach
Regie: Hüseyin Tabak
DOP: Carmen Treichl
Produktion: Constantin/Moovie GmbH für RTL Plus

Cast

Hans Löw
Sevda Polat
Sahin Eryilmaz
ua.